Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 40

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Dienstag, 21. April 2020

Noch gegensätzlicher konnte der heutige Tag zum gestrigen gar nicht sein. Um 10.00 Uhr hatte mir jedes der Kinder, unabhängig von seinen Geschwister versichert, wie viel einfacher es doch heute im Vergleich zu gestern sei. Mein Mann erkundigte sich im Verlauf der zweiten Morgenhälfte per Whatsapp bei mir, wie es denn mit dem Homeschooling so klappe und ich konnte (selber verblüfft) schreiben, dass wirklich alles wie am Schnürchen lief. Als hätte der erste Schultag als reinigendes Gewitter über uns hinweg ziehen müssen, um dann den zweiten im neuen Licht erstrahlen zu lassen.

Kuchenglück

Ich schaffte es im Verlauf des Vormittags sogar einen Bananen-Kuchen zu backen. Die einzige Herausforderung daran war, mit den Geräuschen der Küchenmaschine nicht die Zoom-Konferenz des Sohns stören. Das konnte mit Kopfhörern wunderbar gelöst werden. Sowieso finde ich diese Zoom-Klassenzusammenkünfte eine tolle Sache. Nicht nur weil die Kinder diese so mögen sondern auch, weil es mir etwas Luft verschafft. Während ein Kind vom Lehrer virtuell unterrichtet wird, kann ich mich währenddessen gezielter den anderen beiden widmen. Besonders unsere beiden jüngsten benötigen viel Aufmerksamkeit. Sie benötigen auch im regulären Unterricht zusätzliche Förderung und angepassten Unterrichtsstoff. So ist es für mich eine Gratwanderung, wo ich nun unterstützen und wo ich fordern soll. Ungemein motivierend erlebe ich die Zusammenarbeit mit allen Lehrer*innen. Seien es Klassenlehrer*innen, Musiklehrer*innen, Religionslehrer*innen, sie alle melden sich über diverse Kanäle und haben sich überlegt wie der Schulstoff vermittelt werden kann und soll. Wenn es irgendwo hackt, stehen sie mit Rat und Tat zur Seite. Die meisten von ihnen beschulen oder betreuen nebenbei ihre eigenen Kinder. Wir sitzen im selben Boot. Das gibt gegenseitiges Verständnis und motiviert ungemein, es gemeinsam zu schaffen. Unmögliches wird derzeit möglich gemacht. Krisen sind der Nährboden für neue Perspektiven und kreative Lösungen. Wir stehen nach 6 Wochen bereits an einem Punkt, den keine/r für möglich gehalten hat. Das Schulsystem verändert sich und alle, Lehrer*innen, Schüler*innen, Eltern, sind zwangsläufig beteiligt. Es wird kein “wie vorher” mehr geben, denn alle sind schlussendlich im “danach”. Wenn wir uns später an diese Zeit erinnern, werden wir uns fragen, wie wir das bloss geschafft haben.

Mein Mann absolviert derzeit eine höhere Fachhochschule und diese hat es im Gegenzug bis zum heutigen Tag nicht geschafft einen virtuellen Unterricht zu organisieren! Dort werden (Corona-lose) Zeiten abgewartet, die nie mehr kommen werden.

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