Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung in der Corona-Krise, mit Homeschooling konfrontiert.
Montag, 16. März 2020
Heute Morgen allein in der Küche habe ich zuerst einmal eine Runde geheult. Es waren die ersten Minuten seit Freitag, in denen ich für mich war. Seit Freitagabend war ich nonstop mit der Erstellung von Notfallkonzepten, Entscheidungen und für die Kinder «da sein» beschäftigt gewesen. Als dann im Radio «Für immer uf id» von Patent Ochsner lief, waren all die Gefühle plötzlich da. Das nächste Geräusch, welches ich im Anschluss hörte, war die Putzmaschine, die vor dem Haus vorbeifuhr und mir wurde vorgeführt, dass es doch noch eine Schweiz gab. Eine mit geputzten Hauptstrassen.
Lange hatte ich keine Zeit für Gedanken. Es war Zeit für Frühstück und eine Besprechung, wie in den nächsten Wochen unser Tag aussehen soll. Auch dieses Mal überraschten mich die Kinder mit klaren Gedanken und Vorstellungen, die wir schnell aufs Papier gebracht hatten. Solche Effizienz, wird sicherlich nicht immer auf der Tagesordnung sein, aber gut zu wissen, dass sie da sein könnte 😉. Im Anschluss habe ich mich für meine Yogalektion davongestohlen. Mit einer grossen Dankbarkeit im Herzen, dass die Kinder bereits so gross sind, um eine bestimmte Zeit allein zu Hause zu bleiben und mit grossem Mitgefühl für all diejenigen, die diese Voraussetzungen nicht haben. Natürlich sind solche Abwesenheiten auch immer mit Opfer verbunden. Die geplünderten Süssigkeiten zum Beispiel, uneingeschränkte Zeit am Handy oder das spürbar erhitzte Tablet in der Schublade. Ausserdem habe ich schon eine dumpfe Ahnung, dass dies die letzte Yogalektion für längere Zeit sein könnte. Frisch geerdet wieder Daheim, stand dann für mich Zmittag kochen an und der Rest vom Tag verstrich mit allerlei Tätigkeiten, denen jeder von uns mal in Gesellschaft oder allein nachging. Das war schön, bis dann um 16.00 Uhr der Bundesrat bei einer erneuten Pressekonferenz weitere Einschränkungen in unserem Leben bekannt gab. Für mich nichts neues, denn als Liebhaberin von Dystopien, ist mir der Ablauf von allerlei verschiedenen Untergangszenarien bekannt. Dabei möchte ich betonen, dass die meisten davon gut ausgingen. Auf jeden Fall für die Hauptprotagonisten. (Das letzte war übrigens von Sibylle Berg und heisst «GRM». Ob wohl es sich ausgezeichnet liest, würde ich momentan eher davon abraten es zu lesen, es verbreitet sehr düstere Stimmung und davon gibt es derzeit eher genug. Sorry Sibylle. Wer sie trotzdem kennen lernen möchte findet von ihr auf Instagram täglich pointierte Beiträge zur aktuellen Lage.)
Zurück zum Homeschooling. Im Verlaufe des heutigen Tages sind diverse Schreiben und Informationen der Schulen der Kinder bei uns eingetroffen. Erstaunlicherweise sind die Kinder bei jedem in Jubelschreie ausgebrochen. Bleibt nur zu hoffen, dass unter den Aufgaben, die dann als nächstes eintreffen werden, auch die «richtigen» sein werden. Ehrlich gesagt, spüre ich auch bei mir eine erwartungsfrohe Aufbruchsstimmung, wenn ich daran denke. Eigentlich ist egal was kommt, Hauptsache es kommt bald was.
So cool, ich hab auch als 1. Sofort eine tagesstruktur erstellt. Meine grlsste sorge war, dass unser muschformerhaufen total im durcheinander endet. Und meinem äffli habe ich ziemlich deutlich die spielregeln erklärt und die chefin markiert.
Ein Hoch auf die Alltagstauglichkeit der Evolutionspädagogik! In der derzeitigen Situation ist sie Gold wert. Wir wissen uns und auch den anderen zu helfen. Super Sache.
Liebe Grüsse
Mirjam
Von meinen Töchtern höre ich die Seite der Lehrerinnen (wie sie die Couverts packen zum Beispiel), bei dir lese ich die Seite der Schüler.
Und: danke für den Tipp zu Sibylle Berg!
Ja, Sibylle Berg ist super. Ich kann auch sehr den Podcast “Hotel Matze” – Quarantäne mit Sibylle Berg, Teil 1 und 2 empfehlen.
An dieser Stelle auch Chapeau an alle Lehrer*innen. Sie versuchen derzeit Unmögliches möglich zu machen. Viele davon unterrichten daneben noch ihre eigenen Kinder. Dabei vermissen sie den Kontakt zu ihren Schüler*innen. Lernen und Lehren lebt durch Beziehung und ohne persönlichen Kontakt ist es so schwierig für alle. Ich bin sehr froh, ist das Schuljahr schon fortgeschritten so konnte zumindest ein Beziehungsaufbau bereits stattfinden.